luni, 17 februarie 2014

Western, Noir und Dogma Filme aus Asien.

Nun hat Schwarze Kohle, dünnes Eis im Original. Bai Ri Yan Huo den Hauptpreis der 64.Berlinalezugesprochen bekommen, und von ihm führt ein weiter Weg zurück zu dem Roten Kornfeld von Zhang Yimou, der vor einem Vierteljahrhundert den ersten Goldenen Bären nach China holte. Filmsprache, Thema, Theatralik  alles erschien damals wie von einem anderen Stern, und selbst der letzte chinesische Bär vor sieben Jahren, Tuyas Hochzeit, folgte noch einer selbstständigen, nicht westlichen Ästhetik. 

Und nun dieser Chino Noir. Er stand in seiner Umarmung von West Genres durchaus nicht allein auf dieser Berlinale. Ning Haos Glasnudel-Western Niemandsland Wu Ren Qu erinnerte genüsslich-unverhohlen an die Spaghettis eines Leone und Corbucci, und Zhou Haos Sexarbeiter Drama Die Nacht Ye hätte aus dem dänischen Dogma Labor stammen können. 

Es tut sich also etwas in dem Land, das Hollywood als zweitgrößten Kinomarkt der Welt identifiziert hat, und es ist das Verdienst der Berlinale Jury, darauf aufmerksam gemacht zu haben; sie hat ja außer dem Goldenen noch zwei Silberne Bären nach China geschickt, für Liao Fan als besten Darsteller und für Zheng Jians Kamera in Blindmassage Tui Na, worin anhand einer Praxis blinder Masseure vom Alltag des modernen Chinas erzählt wird.

Nun hat China die Angewohnheit, in Dynastien zu denken, selbst bei seinen Filmregisseuren. Die werden nach Generationen eingeteilt, verbunden durch Themen und Lebensumstände. Die fünfte Generation, zu der Zhang Yimou zählt, speist sich aus den ersten Jahrgängen der 1978 nach der Kulturrevolution wieder eröffneten Filmakademie und formulierte, künstlerisch verbrämt, erste Kritik am kommunistischen System. Die sechste Generation, auch Klasse von 1989 genannt, strebte mit kleinen Budgets nach einem unabhängigen Kino und begab sich vom traditionsverhafteten Land in die vor Moderne explodierenden Städte. 

Man sollte nun wohl, darauf hat uns die Berlinale Jury gestoßen, eine siebte Generation ausrufen, und ihr Kennzeichen wäre das wohlige Eintauchen in den globalen, den westlichen Mainstream. Das Spektrum reicht von Blockbuster-Regisseuren wie Zhang Yimou der in regimekonformen Epen wie Die Blumen des Krieges schon mal einen Hollywood-Star wie Christian Bale einsetzt bis zu Arthaus-Konfektionären wie Diao Yinan, bei denen man nicht so genau weiß, ob für sie das Genre die Schutzhülle darstellt, in die man eine Prise Kritik mit hineinpacken kann, oder ob sie einfach im Genre schwelgen möchten.

Am Ende von Schwarze Kohle, dünnes Eis jedenfalls werden die Ermittler so lange von einem Tagesfeuerwerk beschossen, bis sie Leine ziehen. Ist das ein politisches Statement? Und ans Ende seines Niemandslands hat Ning Hao eine absurde Szene gehängt, in der die Heldin in einer Ballettschule zu arbeiten beginnt, mit Sicherheit ein Zugeständnis an die Zensoren, die Überführung von zwei Stunden reiner Anarchie in einen geordneten Zustand. Auf jeden Fall hat die Globalisierung der Filmsprache und der kulturellen Codes nun auch China angesteckt, und das ist nicht wirklich Grund zum Feiern. 

Solch ein Schlaglicht auf die Entwicklung der Kinematografie zu setzen ist das Privileg einer Jury – aber führt auch dazu, dass manchmal nicht der bemerkenswerteste Film ausgezeichnet wird. Das war im Berlinale-Jahrgang 2014 Richard Linklaters Coming-of-Age-Geschichte "Boyhood". Er handelt von dem Aufwachsen des Jungen Mason, der am Anfang als Sechsjähriger auf dem Rasen liegend den Wolken nachsieht und am Schluss als Achtzehnjähriger mit Kumpels seinen ersten Haschkeks verzehrt.

Nun ist dies keine Langzeitdokumentation wie die deutschen Kinder von Golzow und auch kein normaler Spielfilm, bei dem Mason von drei verschiedenen Darstellern in verschiedenen Altersstufen gespielt würde. Man könnte es Realzeitfiktion nennen, denn Linklater hat seinen Film über elf Jahre in Etappen gedreht, und wir können die Figuren ohne jegliche Hilfe des Maskenbildners altern sehen, Patricia Arquette als Selbstverwirklichungsmutter, Ethan Hawke als Vater-Hallodri und vor allem die Kinder wie bei Ellar Coltranes Mason aus Träumerei künstlerische Neigung erwächst und sich bei Lorelei Linklater Richards Tochter als Masons Schwester Extrovertiertheit in Zurückhaltung wandelt. 

Linklaters Konzept  eine fiktive Geschichte mit dem realen Vergehen von Zeit zu koppeln ist einmalig in der Filmgeschichte Lars von Trier hat ein ähnliches Projekt namens Dimension nach einigen Jahren aufgegeben) und funktioniert auch in der Praxis wunderbar; ihn dafür mit dem Bären für die beste Regie abzuspeisen ist zu wenig, zumal er den für Before Sunrise schon 1995 gewonnen hat. Man erklärte sich die Entscheidung damit, dass "Boyhood" schon auf dem Sundance Festival bejubelt worden sei und dass das der Jury möglicherweise nicht geschmeckt habe.

Aber, das zum Trost, auch Michael Haneke bekam für seinen besten Film, für Caché, in Cannes nur den Regiepreis und die Goldene Palme folgte, quasi als Wiedergutmachung, ein paar Jahre später für Das weiße Band. Aber Dominik Grafs Geliebte Schwestern sind sogar ganz leer ausgegangen, obwohl auch sein Kostümfilm etwas Tolles anstellt. Statt uns historische Figuren hier Friedrich Schiller und die Lengefeld Schwestern als total moderne Menschen zu verkaufen, belässt er sie in ihrer historischen Fremdheit  und wir sind trotzdem brennend an ihnen interessiert.


Editor: Julian Ovidiu B & APPF

Chinesische Filme werden immer westlicher und 2 Preis

Die Jury entdeckt mit dem Preis für Schwarze Kohle, dünnes Eis die siebte Generation chinesischer Filmemacher. Dennoch ist ärgerlich, dass der bemerkenswerteste Film nur einen Nebenpreis bekam.
Diesen Film hatte kaum einer auf der Liste: Bei der Berlinale hat der chinesische Thriller "Black Coal, Thin Ice" gleich zwei Goldene Bären abgeräumt, so auch den 2 Preis Goold und Silber für den besten Film.

Irgendwann mitten in Schwarze Kohle, dünnes Eis, wenn Liao Fan als dem Alkohol ergebener Ex-Polizist in einem scheinbar aufgeklärten Mordfall weiter schnüffelt, denkt man an Robert Mitchum. Fast somnambul läuft Liao durch eine ihm entfremdete Welt, und wenn es im alten Film Noir die Dunkelheit war, welche den Zerfall verbarg, wird er hier von einer weiten Schneedecke übertüncht. Natürlich kommt noch eine Femme fatale àla Veronica Lake ins Spiel, und natürlich verfällt ihr der Polizist, und natürlich weiß er, dass das nicht gut ausgehen kann.

Es ist erstaunlich, wie zu Hause wir uns in diesem chinesischen Film fühlen, obwohl er in der nordchinesischen Provinz spielt, in einer namenlosen Kohlestadt. Wir kennen das Genre, die Typen, die Kurven der Erzählung. Regisseur Diao Yinan hat seinen Raymond Chandler, seinen José Giovanni gelernt und an heimische Traditionen angepasst, mit einer ausgeklügelten Farbdramaturgie etwa, weil in China Farben immer für Gefühlszustände stehen.


Editor: Julian Ovidiu B

China räumt bei Berlinale Goold Preis.

Jury entscheidet sich gegen den Publikums Favoriten.

Überraschende Entscheidung der Berlinale Jury. Nicht der erklärte Publikums. und Kritikerliebling Boyhood von Richard Linklater gewinnt den Goldenen Bären. Der Sieger ist ein finsterer Krimi aus China. Grund zur Freude haben auch die Deutschen.

Auch der Preis für die beste Kamera ging in diesem Jahr an China: Jian Zeng erhielt den Preis für seine Bilder zu dem Drama Tui Na.
Den Silbernen Bären als beste Schauspielerin erhielt die überglückliche 23.jährige Japanerin Haru Kuroki für ihre Rolle eines Dienstmädchens in Chiisai Ouchi Das kleine Haus von Yoji Yamada. Die Preisträgerin war in einem festlichen Kimono zu der von Anke Engelke moderierten Gala erschienen.
Mit der wichtigsten Festivaltrophäe für Bai Ri Yan Huo entschied sich die Jury, in der auch der zweifache Oscar-Preisträger Christoph Waltz und James Bond Produzentin Barbara Broccoli saßen, gegen den Favoriten von Publikum und Kritik.
Editor: Julian Ovidiu B & APPF

Chinesischer Film Bai Ri Yan Huo gewinnt Goldenen Bären.

Überraschung bei der Preisverleihung: Der große Favorit des Publikums muss sich mit einem kleineren Preis begnügen. China holt dafür gleich drei Berlinale-Bären - inklusive dem Hauptpreis. Und auch die Deutschen gehen nicht leer aus.

                              Dankesrede für den Goldenen Bären. Regisseur Diao Yinan nimmt den Preis für seinen Film Bai Ri Yan Huo entgegen.


Der Goldene Bär der 64. Berlinale geht nach China. Die Jury der Internationalen Filmfestspiele Berlin hat am Samstagabend den Krimi Bai Ri Yan Huo Schwarze Kohle, dünnes Eis von Yinan Diao mit dem Hauptpreis des Festivals ausgezeichnet. Der Regisseur konnte bei der Preisvergabe im Berlinale-Palast vor Rührung zunächst gar nicht sprechen. Dann dankte er seinem großen Schauspielerensemble.

Die Deutschen holten einen Silbernen Bären in der Kategorie bestes Drehbuch. Die Geschwister Anna und Dietrich Brüggemann nahmen die Auszeichnung für das Drama Kreuzweg entgegen. Ihr Film erzählt von einem 14 Jährigen Mädchen, das der strengen katholischen Lehre der Pius-Bruderschaft folgt. Der Preis sei ein Ansporn, weitere Filme zu drehen, sagte Dietrich Brüggemann. Kreuzweg erhielt außerdem den Preis der Ökumenischen Jury.

Chinesische Filmemacher erhielten insgesamt drei der begehrten Bären: Der 40-jährige Fan Liao, Hauptdarsteller der im Stil des Film noir gedrehten Detektivstory Bai Ri Yan Huo, wurde auch als bester Schauspieler geehrt. Der Film um die Aufklärung mehrerer brutaler Morde ist ein düsteres Puzzle aus Liebe, Rache und sexueller Gier in einer Gesellschaft ohne Moral.

Editor: Julian Ovidiu B & APPF

Hier fließt gleich Jede Menge Blut. Szene aus dem chinesischen Kriminalfilm Black Coal, Thin Ice, der bei der Berlinale 2014 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde

Bei der 64. Berlinale hat der chinesische Thriller Black Coal, Thin Ice abgeräumt.

Bei den Filmfestspielen in Berlin hat der Thriller des chinesischen Regisseurs Diao Yinan gleich zwei Bären eingeheimst: Einen für den besten Film und einen für die beste männliche Hauptrolle.
Foto: Festival.

Der Goldene Bär für den chinesischen Krimi Schwarze Kohle, dünnes Eis? Nunja, die Berlinale-Auszeichnung ist nicht so überraschend, wie sie erscheint. Trotzdem hätten andere Filme die Trophäe eher verdient gehabt.

Diesen Namen hatte niemand auf dem Zettel: Die Entscheidung der diesjährigen Berlinale-Jury, den chinesischen Regisseur Diao Yinan für seinen Film Bai ri yan huo (Schwarze Kohle, dünnes Eis) mit dem Goldenen Bären auszuzeichnen, löste zunächst Erstaunen aus. Dieser 44.jährige Filmemacher aus der zentralchinesischen Provinz Shaanxi sollte nach dem Urteil der Juroren tatsächlich die US Regiegrößen Richard Linklater und Wes Anderson hinter sich gelassen haben? Hat sich das Preisgericht da nicht unter Umständen geirrt?
Man kann die letzte Frage mit einem klaren Ja, aber auch mit einem ebenso klaren Nein beantworten. Zur Fraktion der Ja, Sager dürften diejenigen gehören, denen es vor allem um den Preis für den besten Film geht. Und den Berlinale Hauptpreis hätten sowohl Wes Anderson für seine Nostalgie Fabel Grand Budapest Hotel als auch Richard Linklater für seine Langzeit Experiment Boyhood redlich verdient gehabt.
Anderson zündet im Budapest Hotel mal wieder eines seiner Phantasie-Feuerwerke, das nach Meinung so manchen Berlinale-Gängers bislang sogar sein bestes war. Und auch Linklater hat in Boyhood seine Stärken weiterentwickelt. Dass er seine profunde Menschenkenntnis in hinreißende Dialoge zu verpacken versteht, weiß man seit der Sunrise, Sunset, Midnight und Trilogie, die er über einen Zeitraum von 18 Jahren spannte.
Diesen wirkungsvollen Zeit-Effekt reizt er in Boyhood nun noch stärker aus, indem er ein Kind zum Hauptprotagonisten erklärt, dem wir buchstäblich beim Erwachsenwerden im echten Leben zusehen können, weil Linklater den Film mit den immerselben Schauspielern über einen Zeitraum von zwölf Jahren drehte. Allein dieses Wagnis einzugehen, wäre fast schon einen Goldenen Bären wert gewesen.

Passend zur Ahnengalerie.

Doch die beiden Texaner hatten ein Problem: Ihre Stoffe waren für einen Berlinale. Triumph einfach viel zu leicht. Ein Märchen wie Grand Budapest Hotel ist in Berlin zuletzt 2002 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden  damals bekam ihn der Japaner Hayao Miyazaki für seine Ausnahme Fantasy Animation Chihiros Reise ins Zauberland. Und dass gar ein humorvolles Drama wie Boyhood in Berlin mit dem Hauptpreis prämiert worden ist, liegt noch länger zurück. Ang Lee gelang das 1995 mit Sinn und Sinnlichkeit.
Berlin, das im Vergleich mit Cannes und Venedig als das politischste der drei Großfestival gilt, liebt vielmehr die schweren Themen. Dass Miyazaki seinen Goldenen Bären 2002 mit Paul Greengrass teilen musste, wirkt symptomatisch. Der Brite bekam den Preis für ein Bürgerkriegsdrama mit dem sprechenden Titel Bloody Sunday.
Dies ausgeführt, erneut die Frage. Hat sich diese Jury geirrt? Nein, könnte man auch antworten. Sie hat zwar nicht den besten Film ausgezeichnet, aber immerhin den besten Wettbewerbs Beitrag, der auch zur Ahnengalerie der Goldenen Bären Preisträger passt. Eine Entscheidung eher für etwas die Tradition als gegen etwas die reine Qualität.

Trostpflaster und Kompensationen.

Die Entscheidung war also keineswegs überraschend, wenn man all diese Aspekte berücksichtigt: In dem insgesamt schwachen Wettbewerb dieses Festivaljahrgangs ragte der blutige Kriminalfilm Schwarze Kohle, dünnes Eis unter den schwereren Filmen nämlich tatsächlich positiv heraus. Regisseur Yinan schafft es, das uns vertraute Genre des Neo Noir Films mit der für uns doch sehr fremden Welt der nordchinesischen Provinz glaubwürdig zu verknüpfen. Und als politischer Kommentar zur Situation im heutigen China kann sein Film ebenfalls verstanden werden.
Unter den weiteren ausgezeichneten Filmen war tatsächlich fast all das zu finden, was in diesem Jahr preiswürdig war. Wes Anderson und Richard Linklater dürfen ihre Auszeichnung mit dem Grand Prix beziehungsweise mit dem silbernen Regie-Bären als Trostpflaster dafür betrachten, dass ihnen der ganz große Triumph versagt blieb.
Die Auszeichnung von Anna und Dietrich Brüggemann mit dem Silbernen Drehbuch Bären für Kreuzweg ging insgesamt in Ordnung. Mehr Filme dieser Qualität wurden bei dieser Berlinale vermisst.
Fragwürdiger erschien die Entscheidung, die Japanerin Haru Kuroki in Chisai Ouchi (The Little House) zur besten Schauspielerin zu küren. Ihre Darbietung blieb im Vergleich mit der Leistung der 14.jährigen deutschen Nachwuchsentdeckung Lea von Acken in Kreuzweg arg blass. Und auch Patricia Arquette wusste als lebenskluge Mutter in Boyhood mehr zu überzeugen.
Womöglich suchte die Jury mit der Entscheidung für Kuroki nur nach einem Weg deren Regisseur Yoji Yamada wenigstens indirekt in der Liste der Geehrten unterzubringen. Das Kammerspiel des japanischen Altmeisters war ein grundsolider Ausflug in die höhere Tokioter Gesellschaft der 1940 erJahre, der anscheinend nicht völlig unter den Tisch fallen sollte.
Doch auch Kompensationsentscheidungen haben bei Jurys eine lange Tradtion. Und das in solchen Fällen nicht nur bei der Berlinale.

Editor: Julian Obidiu B APPF