luni, 10 noiembrie 2014

... 25 Jahre Mauerfall - Ich bin nicht Gott, wie ich es war ihm alles.

Am Tag, als die Mauer fiel, war Gregor Gysi Rechtsanwalt in der DDR. Heute steht er der Linksfraktion im Bundestag vor. Wie hat er den 9. November 1989 erlebt?
                                                                                                                                                                                         ... APpf ...

Wie hörten Sie, dass die Mauer offen ist?
Gregor Gysi Meine Lebenspartnerin wir wohnten nicht zusammen rief mich an und erzählte es mir. Da ich schon geschlafen hatte, sagte ich ihr, dass das nicht die Zeit für Witze sei, und sie empfahl mir, das Fernsehgerät einzuschalten. Das tat ich und fand ihre Aussage bestätigt.
Was war Ihr erster Gedanke damals?

Mein erster Gedanke war, dass die Menschen glücklich und befreit aussahen. Außerdem wusste ich, dass das der Anfang vom Ende der DDR war, das sagte ich auch meiner Lebenspartnerin.
Waren Sie von der Öffnung überrascht?

Von der Öffnung war ich insofern überrascht, als ich glaubte, dass ein Reisegesetz verabschiedet werden sollte, um den Bürgerinnen und Bürgern die Reisen zu ermöglichen. Mir war klar, dass die Öffnung der Mauer eben zum Ende der DDR führt, und ich dachte, dass die Sowjetunion aus existenziellen Gründen nicht auf die DDR verzichten könne.

Was geschah dann, machten Sie sich auf den Weg dorthin?
Nein, das wünschte meine Lebensgefährtin, aber ich wollte das nicht. Da ich seit Januar 1988 schon des Öfteren ins westliche Ausland reisen durfte, war mein Druck nicht so groß wie bei den anderen Bürgerinnen und Bürgern der DDR. Außerdem hatte ich am nächsten Morgen um 8.00 Uhr eine Mordverhandlung als Verteidiger, und ich kannte die deutsche Justiz. Auch welthistorische Ereignisse ändern nichts daran, dass eine solche Verhandlung stattfindet. So war es auch. Die politischen Veränderungen brachten es dann allerdings mit sich, dass ich das Mandat nicht zu Ende führen konnte und eine Kollegin es übernahm.

Am 4. November 1989 sprachen Sie vor Tausenden auf dem Alexanderplatz. Was war Ihr Anliegen?
Ich wollte Reformen einfordern, die ich für dringend erforderlich hielt bis hin zu einem Verfassungsgericht.

Glaubten Sie damals an eine Art Fortbestand der DDR?
Im Dezember 1989 erklärte ich, wie ich mir eine reformierte DDR vorstelle. Meine Lebensgefährtin sagte zu mir, dass ich ihr doch schon bei Maueröffnung erklärt hätte, dass dies der Anfang vom Ende der DDR sei. Sie hatte recht. Und ich wusste auch, dass die DDR zu Ende ging. Vor dem Mauerfall hatte ich an ihre Existenz geglaubt, weil ich davon ausging, dass die Sowjetunion sie nicht aufgeben kann.

Im September waren Sie in der Prager Botschaft der BRD auf die DDR-Flüchtlinge getroffen. Was sagten Sie ihnen?

Ich war zusammen mit Rechtsanwalt Prof. Dr. Vogel in der Prager Botschaft. Es ging darum, dass wir den Flüchtlingen, die uns zuhören wollten, erklärten, dass sie bei einer Rückkehr in die DDR innerhalb von sechs Monaten die Genehmigung zum Verlassen der DDR in die Bundesrepublik erhielten. Dies sollte ausnahmslos geschehen, und sie könnten auch Rechtsanwälte mit ihrer diesbezüglichen Vertretung beauftragen. Da dort tausende waren, hatte Prof. Dr. Vogel vorher dem Justizminister erklärt, dass er dies nicht allein schaffe. Deshalb wurde ich hinzugezogen, damit auch Kollegiumsrechtsanwälte Prof. Dr. Vogel war im Unterschied zu uns völlig privat die Vertretung dieser Flüchtlinge übernehmen. Meines Erachtens kam das Angebot zu spät und die Frist von sechs Monaten war viel zu lang. Auf jeden Fall haben nur wenige davon Gebrauch gemacht, die dann auch ausreisen konnten.

Warum sollten sie zurückkehren?
Na um so schnell wie möglich die Ausreisegenehmigung zu bekommen und die Besetzung der Botschaft der Bundesrepublik in Prag zu beenden.
Am Tag des Mauerfalls dachten Sie damals daran, was Sie in Zukunft machen würden oder gern machen würden?
Ich war Rechtsanwalt und damit zufrieden. Viel weiter werde ich in der Nacht nicht gedacht haben.


Editor: APpf, Media Berlin & Julian O.B