vineri, 5 iunie 2015

Greenpeace Deutschland Bundeskanzlerin Merkel hat sich moralisch geschwächt.

Der Chef der Umweltschutzorganisation Greenpeace International hat die Klimapolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisiert. Sie hat sich selbst moralisch geschwächt, sagte Kumi Naidoo in einem Interview mit Yahoo Nachrichten kurz vor dem Beginn des G7-Gipfels auf Schloss Elmau.
Herr Naidoo, Sie haben mehrere Gipfel aus der Nähe beobachtet. Was versprechen Sie sich von diesem in Elmau?

Kumi Naidoo: Wir schleppen uns von einer Enttäuschung zur anderen. Da kommen die Chefs der mitunter wirtschaftsstärksten Länder der Welt zusammen. Unser Planet steht vor einem ökologischen Kollaps, da müsste dringend gegen gesteuert werden. Doch am Ende solcher Gipfel hört man dann Verpflichtungserklärungen mit so vielen und großen Schlupflöchern, dass man mit der Air Force One durchfliegen könnte.

Nun geht es in Elmau auch um den Schutz der Meere. Ist das das richtige Thema für den richtigen Ort?
Die Ozeane sind stark bedroht und sind schrecklichen Bedingungen ausgesetzt. Nur ein Prozent unserer Hochsee ist geschützt. Und zu den G7-Staaten zählen die mächtigsten Fischernationen der Welt. Klimawissenschaftler fordern, dass 80 Prozent aller in den Meeren vermuteten Reserven an Kohle, Öl und Gas bleiben sollten, wo sie sind nur so hätte man eine Chance, eine weitere Erderwärmung aufzuhalten. Und da wird es zum Nonsens, dass sich G7-Staaten daran machen, Millionen von Dollar in den Abbau dieser Reserven zu investieren. US-Präsident Obama hat Shell die Erlaubnis erteilt, in der Arktischen See nach Öl zu suchen da würde es helfen, wenn andere G7-Führer wie Merkel ihn während des Gipfels davon abbringen könnten.

Also ist es gut, wenn man in Elmau darüber spricht?
Mal sarkastisch geantwortet: Da am Ende von G7-Gipfeln nur leere Worte und vage formulierte Resolutionen stehen, ist es fast egal, worüber die diesmal in Elmau sprechen oder was sie beschließen werden. Schauen Sie sich mal die Gipfelerklärungen der vergangenen 20 Jahre an nicht einmal 20 Prozent wurden annäherungsweise umgesetzt.

Sollte man sich den Aufwand sparen?
Es würde nicht fehlen. Eine Milliarde Menschen sind abhängig von den Meeren. Die aber leiden durch Kohleverschmutzung, Überfischung, auslaufende Öle und durch die Verkippung giftiger Stoffe. Der G7-Gipfel aber könnte hier politischen Willen zeigen und dieses Thema ansprechen wenigstens kann er damit Diskurse beeinflussen. Vielleicht bleibt ja etwas hängen.

Oder benutzen die G7-Chefs den Schutz der Meere als reines Feigenblatt, um sich mit warmen Worten zu schmücken?
Auf jeden Fall auch. Wenn die Hälfte ihrer Aussagen über die Ozeane dasselbe sein wird, was sie schon vorher versprochen haben, ist es ein Ritual der warmen Worte. Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel ist sehr schlau. Sie weiß, dass Kanada und Japan ihre Klimapolitik nicht umgehend ändern wollen. Kanadas Premierminister Stephen Harper will sein Land in einen Ölstaat verwandeln. Er wird jede Bewegung hin zu Klimaschutz blockieren. Also mag es eine leichtere Option sein, statt den Klimawandel die Ozeane anzusprechen.

Aber auch die Klimapolitik ist von Merkel auf die Agenda in Elmau gesetzt worden.
Die Emissionen von Kohlenstoff müssen massiv gesenkt werden. Was die G7-Staaten da bisher als ihre Ziele erklärt haben, ist einfach nur pathetisch. Ein Ziel von Elmau muss sein, dass sich die G7-Staaten zu ehrgeizigen Emissionssenkungen bekennen und den Wechsel hin zu einem hundertprozentigen Verlass auf saubere und erneuerbare Energien beschleunigen. Dann könnte der Gipfel helfen, dass die UN-Klimakonferenz in Paris Ende dieses Jahres zu einem Erfolg wird und nicht zu einer Wiederholung des desaströsen Klimagipfels 2009 in Kopenhagen. Dort geschah einfach nichts, welches auf die dringenden Warnungen der Wissenschaft und auf die Verdopplung extremer Wetterphänomene in den letzten zehn Jahren antwortete.

Kanada hat die Ölgewinnung aus Teerasche bei den Statistiken über die Kohlenstoffemissionen schlicht ausgeklammert.
Diese Taschenspielertricks müssen ein Ende haben. Das Leben auf unserem Planet ist doch kein Pokerspiel. Die G7-Staaten müssen ein starkes Signal aussenden, dass sie es mit Klimaschutz ernst meinen. Wenn nicht, was wird das anderen Ländern über ihre Ziele sagen?

Was soll Merkel denn in Elmau unternehmen? Es gibt eine Art transatlantischen Graben beim Klimaschutz. Die USA zum Beispiel wollen in arktischen Gewässern nach Öl bohren.
Nun, ich würde die USA nicht in einem Atemzug mit Kanada nennen. Präsident Barack Obama steht den Klimazielen Merkels viel näher als Harper. Die Kanzlerin muss den Mut finden zu sagen, Leute, wir müssen ehrlich sein. Die Wissenschaft kennt keine Zweifel der von Menschen verursachte Klimawandel nagt am Planeten. Wir müssen uns ändern! Bisher aber gehen die G7-Chefs mit dem Klimawandel so um wie die Besatzung der Titanic. Sie ordnen die Liegestühle, während unser Erdenschiff sinkt. Das wird ein harter Job für Merkel.

Trauen Sie es ihr zu?
Sie ist gerade nicht in einer starken Position. Sie hat sich selbst moralisch geschwächt. Um vor ihren Amtskollegen in Elmau mit echter Autorität auftreten zu können, müsste sie vorher einiges klar machen: Sie muss sich zur Einführung einer Kohlenstoffsteuer bekennen, wie es ihr Koalitionspartner SPD fordert. Die Energiewende in Deutschland ist eine gute Sache, sie bewegt sich in die richtige Richtung. Was wir nun brauchen, ist eine globale Energiewende.

Immerhin kennen Sie das Wort Energiewende auf Deutsch.
lacht ich habe gehört, dass das bekannteste deutsche Wort in der Welt bald nicht mehr Blitzkrieg sein wird, sondern Energiewende. Nun, als ich in Oxford studierte, war eine meiner Mitbewohnerinnen und Freunde aus Deutschland. Sie kochte hervorragend. Also lernte ich auf Deutsch zu sagen. Danke für die gute Suppe. Mehr kann ich nicht.

Vielleicht werden das die G7-Chefs Merkel in Elmau sagen!
So höflich wie Studenten werden sie hoffentlich zumindest miteinander umgehen!
Sehen Sie in einem der G7-Gipfelteilnehmer eine starke Persönlichkeit mit dem Potenzial, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen? Etwas gegen Widerstände durchzusetzen, auch wenn man persönlich davon nicht profitiert?
Merkel könnte am ehesten diese Rolle einnehmen. Aber auch sie ist von Industrieinteressen gekettet, und ihre Partei CDU unterstützt ihre Vision der Energiewende nicht vollends. Aber jetzt kommt es nicht darauf an, mit dem Finger auf Andere zu deuten. Uns läuft die Zeit davon. Da müssen die politischen Führer versuchen, nationale Interessen beiseite zu schieben und moralischen Mut zeigen.

Ist es Ihrer Meinung schon zu spät, um sich dem Klimawandel zu stellen?
Die Folgen spüren wir schon heute. Schäden in Milliardenhöhe entstehen durch Taifune und Dürren jedes Jahr. Klimafolgen bedeuten den Verlust von Menschenleben, Existenzgrundlagen und Infrastruktur. Aber ich bin davon überzeugt, dass es noch nicht zu spät ist, die schlimmsten Folgen zu verhinderm
das ist aber für Menschen in Europa zum Beispiel weit weg.

Ok, für einige Menschen wird es wegen der Passivität der Regierungen schon zu spät sein, besonders für Menschen auf kleinen Inseln und an tief liegenden Küsten. Es gibt Regionen, die nur mit großem Aufwand gerettet werden können. Und mit aller Wahrscheinlichkeit werden sie durch steigende Meeresspiegel überflutet werden. Wir werden durch die weit reichenden Folgen des Klimawandels verlieren wenn wir uns nicht schnell von fossilen Brennstoffen abkehren und dramatisch den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen. Für die Mehrheit der Menschheit unseres Planeten gibt es aber noch ein kleines Zeitfenster, saubere Energie als Lösung für den Klimawandel anzunehmen.

Der G7-Gipfel wird sich mit einigen brennenden Problemen kaum beschäftigen: wie etwa mit den Konflikten in der Ukraine und in Syrien. Sind Sie erleichtert, weil so mehr Raum für Umweltthemen beim Gipfel ist?
Die G7-Staaten meiden diese Konflikte, weil sie oft nicht Teil der Lösung, sondern Teil der Probleme sind. Können sie neutrale Beobachter oder Schiedsrichter sein, wenn sie starke Interessen in einigen dieser Länder verfolgen?

Wie sind die G7-Staaten Teil des Problems in Syrien?
Historisch gesehen sind sie es. Die US-Außenpolitik zum Beispiel folgt noch immer der Logik des Kalten Krieges. Öl erscheint oft westlichen Regierungen als wichtiger als Menschenrechte und Umweltschutz. Sieben Länder allein in einem Schloss in den bayerischen Alpen können da gar nichts erreichen das ist eine alte und anachronistische Idee.

Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und diesen Konflikten?
Unbedingt. Und das sind nicht nur meine Worte, sondern auch die von CIA und Pentagon. Die versuchten schon 2003 dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush zu erklären, dass die größte Bedrohung für Frieden, Sicherheit und Stabilität im kommenden Jahrzehnt nicht von Terroristen oder von konventionellen Konflikten ausgeht, sondern von den Folgen des Klimawandels.

Zumindest hat es in Syrien vor Ausbruch des Bürgerkrieges eine lange Dürreperiode gegeben mit einem Niedergang der Landwirtschaft.
Zum Beispiel. Die Leute lebten seit Jahrzehnten in einem autoritären Staat. Dürre als Folge des Klimawandels wird diese Region noch öfters heimsuchen. Sie sorgte in Syrien für einen Verlust fruchtbaren Lands, und plötzlich konnte der Staat seine Leute nicht mehr angemessen ernähren. Wir können uns ausmalen, dass dies ein Grund gewesen ist, warum die Leute sich gegen die Assad-Regierung erhoben haben.

Was halten Sie von der Geographie Elmaus? Der Gipfel wird inmitten einer geschützten Natur stattfinden. Wäre Manhattan nicht einfacher gewesen?
Seit 15 Jahren gibt es eine beunruhigende Entwicklung bei diesen Gipfeln. Man findet sie zunehmend an entlegenen Orten. Es ist eine traurige Reaktion, die zeigt: Die Politiker haben Angst vor ihren eigenen Wählern. Sie befürchten friedliche Proteste gegen ihre Politik. Das ist ein trauriger Ausdruck für den Zustand unserer Demokratie.