In seinem letzten Interview vor seinem Tod hat der verstorbene Schriftsteller Günter Grass gewarnt, die Menschheit drohe schlafwandelnd auf einen neuen Weltkrieg zuzusteuern. In dem von der spanischen Zeitung El País veröffentlichten Gespräch mit dem deutschen Literaturnobelpreisträger nannte dieser die anhaltenden Konflikte in Osteuropa und dem Nahen Osten als potenzielle Keimzellen eines globalen Waffengangs.
Überall herrscht Krieg. Wir laufen Gefahr, die gleichen Fehler wie früher zu begehen, sagte Grass. Ohne dass es uns bewusst wäre, könnten wir auf einmal in einen Weltkrieg hineingeraten, als würden wir schlafwandeln. Nach Angaben von El País handelt es sich bei dem am 21. März in Grass' Haus bei Lübeck geführten Gespräch um das letzte, dass der am Montag im Alter von 87 Jahren verstorbene Autor mit einer Zeitung führte.
Während der Schriftsteller das derzeitige Desaster im Irak und Syrien in dem Gespräch als direkte Folge der Nahostpolitik der USA beschrieb, äußerte er zugleich mit Blick auf die Ukraine Krise Verständnis für russische Traumata. Moskau habe wieder einmal Angst davor, vom Feind eingekreist zu werden, erklärte Grass. Das Verhalten Russlands bei der Annexion der Schwarzmeer Halbinsel Krim sei zwar unentschuldbar, aber dennoch sei es unsere Aufgabe, Russland zu verstehen.
Grass, der mit seinem 1959 erschienen Roman Die Blechtrommel weltweiten Ruhm erlangte, galt als linksgerichteter Pazifist und Mahner gegen das Vergessen in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. In dem langen Gespräch mit dem spanischen Blatt warnte er zudem vor Klimawandel und Überbevölkerung. Wir sind nur Gäste, die eine sehr kurze und knappe Zeit auf dieser Welt verbringen. Und zurück lassen wir nichts außer Atommüll.
Editor: AppF und afp
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