vineri, 7 februarie 2014

Olympischen Winterspiele und Politik

Olympia. Die Kritik wächst!

Die Winterspiele von Sotschi beginnen in wenigen Tagen, doch es herrscht alles andere als ungetrübte Vorfreude und das hat schwerwiegende Gründe!

Nun beginnen sie also. Die Olympischen Spiele von Sotschi.
Angesichts der perversen Gigantomanie sportlicher Großereignisse fällt es zusehend schwer, sich mit jener kindlichen Vorfreude auf so ein Ereignis einzulassen, die einem vor rund zwei Jahrzehnten noch den Weg in diesen Beruf gewiesen hatte.
Vorwürfe von Korruption und Manipulation sind wohl so alt wie die Spiele selbst, glaubt man antiken Geschichtsschreibern. Doch der Sport der Neuzeit dient nur noch Romantikern und tapferen Idealisten als Ausdruck eines fairen Wettstreits. In Wahrheit hat sich der Sport an seiner Spitze längst von sich selbst entfremdet und von seinen ureigenen Idealen verabschiedet.
Worum geht es bei Olympia eigentlich?
Der Sport ist Mittel zum Zweck. Und der Zweck heiligt die Mittel. Dieser Zweck dient in erster Linie der marktwirtschaftlichen Profitmaximierung und der sportliche Wettkampf - als schrilles Event hochgejazzt - liefert für ökonomische Strippenzieher das ideale Bühnenbild.
Felix Neureuther hat es in einem bildhaften Vergleich hervorragend auf den Punkt gebracht. Er habe absolut nichts dagegen, als Medaillenkandidat im olympischen Dorf auf 15 Quadratmetern in einer Zweibettkaminate auf seinen Einsatz hinzufiebern. Allerdings solle diese Askese doch bitteschön auch für Sportfunktionäre gelten.
Diese sympathische Vorstellung bleibt freilich ein Traum. Denn zeitgleich residiert die Eitelkeitselite des IOC im Sommerbadeort am Schwarzen Meer doch ein klein wenig komfortabler. "Um wen geht es bei Olympia eigentlich?", fragt sich deshalb Neureuther irritiert. "Ist das der Geist von Olympia?".
Wohl kaum. Denn dieser Geist ist tot. Stattdessen spukt das Hirngespinst von der völkerverbindenden Strahlkraft durch die Präsentationsportfolios zweifelhafter Bewerber. Sowohl Olympia als auch Fußball-Weltmeisterschaften machen die Welt am Austragungsort mehr als nur ein klein wenig besser, heißt es. FIFA und auch IOC konnten diese missionarische Mär lange Zeit aufrechterhalten.
Bis jetzt.
Man ahnt nun, dass mit Katar und auch Sotschi die Grenzen der Täuschung erreicht worden sein könnten. Die Realität wirkt zu stark, als dass sie sich von pompösen Heile-Welt-Inszenierungen so einfach in den Hintergrund drängen ließe. Smarte Sportler wie Felix Neureuther wollen diese Entwicklung nicht schweigend akzeptieren und artikulieren klare Worte der Kritik: "Ich finde, dass der Trend mit Sotschi, Olympia 2018 in Pyeongchang und der Fußball-WM in Katar einfach nicht der richtige Weg ist."
Derartige Projekte erweckten den Eindruck, als gehe es ausschließlich um den Kommerz. Der Sportler Neureuther erkennt darin eine Gefahr für den Sport per se. "Man muss die Menschen bei ihren Emotionen packen. Nur damit kann man einen Sportboom auslösen. Ob das bei Spielen wie in Sotschi passieren kann, da bin ich mir nicht sicher."
Mit seinen Zweifeln ist das deutsche Ski-Ass nicht allein. Über die sportlichen Bedenken hinaus wird Sotschi vor allem von berechtigter Kritik an Wladimir Putins totalitärer Politik belastet. Putin begreift sich als "Magnus dux Moscoviae", den allmächtigen Zaren, umweht vom Geist eines Russlands mit feudalen Strukturen.
Putins Spiele in Putins Russland
Es ist ein Russland, welches nicht nur im Westen die Sehnsüchte nach Glasnost und Perestroika eines Michail Gorbatschow nährt. Ein Russland, in dem Gespräche mit Kindern und Jugendlichen über das Thema Homosexualität qua Gesetz unter Strafe gestellt werden. Putins Russland, in dem Menschenrechtsverletzungen zur Staatsräson zählen wie auch das gezielte Verhaften von Dissidenten und die Einschüchterung Oppositioneller.
Es ist ein Russland, in dem sich Aktionskünstler Pjotr Pawlenski in stiller Wut nackt in Stacheldraht einrollt, sein Gemächt auf das Kopfsteinpflaster des Roten Platzes nagelt oder in aller Öffentlichkeit aus Protest gegen die Verhaftung der "Pussy Riot"-Mitglieder seine Lippen zunäht.
Es ist das Russland von Scharfmacher Dmitrij Kiseljow, der zur besten Sendezeit im russischen Staatsfernsehen gegen Schwule und Oppositionelle hetzen durfte. Man müsse Homosexuellen verbieten, Blut oder Organe zu spenden, erklärte er mitunter. Man solle ihre Herzen "im Falle eines Autounfalls, in der Erde vergraben oder verbrennen, als unbrauchbar für die Verlängerung jeglichen anderen Lebens."
Feigheit vor der Wahrheit
Putin selbst reagiert auf die Kritik an solch menschenverachtenden Weltbildern. Nicht jedoch etwa mit einer Annäherung an die Prinzipien von Toleranz und Rechtsstaatlichkeit. Vor wenigen Wochen, rechtzeitig vor Olympia, löste er die renommierte Nachrichtenagentur Ria Nowosti auf und ersetzte sie durch die international ausgerichtete Rossija Segodnja, die als Ideologie-PR-Agentur weltweit ein positiveres Russland-Bild zeichnen soll. Chef dieser neuen Propaganda-Fabrik, kein Witz: Dmitrij Kiseljow.
Der Westen mosert hier und da brav an dem einen oder anderen herum, begegnet der zynischen Logik Putins ansonsten aber mit politischem Phlegma und beschämender Sprachlosigkeit. Das gilt für Syrien ebenso wie für Sotschi oder die Menschen auf Kiews Maidan. Manchmal versteckt sich hinter diplomatischem Sprech eben einfach nur die Feigheit vor der Wahrheit.
Das IOC hat diese praktische Vogel-Strauß-Politik längst für sich adaptiert. Menschenrechte und ein fortschrittliches Demokratieverständnis darf man eben nicht überbewerten, meint wohl auch der neue IOC-Boss Thomas Bach, wenn er in der Welt flapsig erklärt, dass man die Spiele "dann nur noch im Paradies veranstalten" könne.
Dilemma: Wohin mit Olympia?
"Zu entscheiden, welche Politik eines Landes gut ist oder welche schlecht, ist nicht unsere Aufgabe", meint Bach, der lieber auf die olympische "Botschaft" des "friedlichen Zusammenlebens" verweist. Eine beachtlich naive Perspektive, nach der Bach die Spiele auch zukünftig in Ländern sieht, die ihre schlechte Politik mal eben mit olympischer Schminke aufhübschen wollen.
Das IOC steckt hier wohl auch im hausgemachten Image-Dilemma: Wo sich in demokratischen Ländern der Widerstand gegen die ausufernde Olympia-Gigantomanie regt, erkennen Despotien darin einen willkommenen PR-Effekt.
Deshalb sollte man beim IOC über imaginäre Weltverbesserei nicht nur schwadronieren und sich der Verantwortung entziehen, sondern tatsächlich Zeichen setzen und die Vergabe seines Hof-Events an rechtsstaatliche Mindeststandards knüpfen, anstatt die geopolitische Weltkarte in sotschiesque undparadiesisch zu unterteilen.
Dass dies nicht geschieht und kritische Sportler wie Ted Ligety oder Felix Neureuther eher als miesepetrige Party-Bremsen wahrgenommen werden, unterstreicht auch für Journalisten die Verpflichtung, während des Events den kritischen Blick aufs Wesentliche der Jagd nach Medaillen nicht völlig unterzuordnen.

Editor: AFP und APPF

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