Größte Feuerwerk der Welt bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014
Ein Kind namens Liebe, die gewaltige Stimme von Anna Netrebko und eine gelungene Neuerung beim sonst reichlich zähen Einmarsch der Nationen. Mit einer kurzweiligen, leichten und eher kleinen Show haben am Freitagabend im russischen Sotschi die 22. Olympischen Winterspiele begonnen. Der russische Staatspräsident Wladimir Putin sprach um 22:26 Uhr Ortszeit die traditionelle Eröffnungsformel.
Neben Putin saß Thomas Bach, für den diese viel kritisierten Spiele die ersten seiner Amtszeit als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. (IOC), sind.
Er forderte in seiner engagierten Ansprache die Politiker dazu auf, ihre Konflikte nicht auf dem Rücken der Sportler auszutragen. Dann rief er Sportler, Offizielle, Zuschauer und die Fans in aller Welt dazu auf, die Spiele zu genießen.
Die Eröffnung war ein Kontrast zum sonstigen Gigantismus der Spiele. Die Entzündung des Olympische Feuers als Schlusspunkt vor einem dann wieder gewaltigen Feuerwerk fand außerhalb des Olympiastadions Fischt statt.
Nachdem es unter anderen Tennisspielerin Maria Scharapowa in die Arena getragen hatte, wurde es von der früheren Eiskunstläuferin Irina Rodnina, dreimalige Olympiasiegerin im Paarlauf, und dem legendären ehemaligen Eishockey-Torhüter Wladislaw Tretjak mit einer kleinen Fackel an die Spitze einer großen Fackel geschickt.
Schreck nach geplantem Anschlag.
Die Stimmung im Stadion war zwischenzeitlich ein wenig bedrückt, nachdem das Publikum davon erfahren hatte, dass ein angeblich mit einer Bombe bewaffneter Entführer ein Flugzeug nach Sotschi hatte umleiten wollen . Die Maschine aus dem ukrainischen Charkow landete allerdings sicher in Istanbul.
Bemerkenswert war vor allem die Änderung beim Einmarsch der Athleten: Die Sportler kamen aus einem doppelten Boden im Innenraum des Stadions. Nach zehn Minuten gab es eine Panne, als sich von fünf gewaltigen Schneeflocken unter dem Hallendach nur vier in die Olympischen Ringe verwandelten.
Durch die Show unter dem Titel "Dreams of Russia" (Russlands Träume) führte zunächst ein Mädchen mit dem Namen Lubow ("Liebe"), das zu Beginn an Seilen vom Stadiondach hängend zwischen fliegenden Inseln umherschwebte. Entsprechend dem 33 Buchstaben umfassenden kyrillischen Alphabet waren zuvor in einem Video Russlands große Errungenschaften und Persönlichkeiten vorgestellt worden.
Deutsches Team als Farbtupfer
Die deutsche Delegation kam als 21. Delegation in das Stadion und wurde eher verhalten empfangen. Angeführt wurde sie von Ski-Rennläuferin Maria Höfl-Riesch, die als eine der großen Medaillenhoffnungen gilt. Das erste Gold könnte spätestens am Sonntagabend Ortszeit der favorisierte Rodler Felix Loch holen, er war bereits 2010 in Vancouver der erster deutsche Olympiasieger. Die 153 deutschen Athleten sollen wie vor vier Jahren 30 Medaillen holen und mindestens Dritte der Nationenwertung werden.
Der Einzug der Athleten in das 40.000 Zuschauer fassende Stadion war in der Tat ein Novum und ein Kontrast zur sonst üblichen, zähen Prozession. "Sehr lang und langweilig" sei diese üblicherweise gewesen, monierte der künstlerische Leiter Konstantin Ernst und ließ im Innenraum des Stadions einen doppelten Boden einziehen, auf dem die Erde projiziert wurde. Der Globus rotierte, "aus der Mitte" ihres jeweiligen Landes, wie es Ernst nannte, liefen die Delegationen über eine Rampe ein. Als Russland als letzte Nation einlief, kochte die Stimmung beinahe über, Putin stand mit erkennbarem Stolz auf der Tribüne.
Sieben Nationen feiern Premiere
Insgesamt erschien die Rekordzahl von 88 Delegationen unter dem diesmal geschlossene Dach des Fischt-Stadions - ein Rekord. Sieben Nationen sind in Sotschi erstmals bei Olympischen Winterspielen vertreten, darunter Malta, Osttimor, Togo und Tonga. Bis 23. Februar treten 2873 gemeldete Sportler in 98 Wettbewerben an - ebenfalls Rekord. Zwölf Disziplinen sind neu, etwa Skispringen der Frauen oder Halfpipe und Slopestyle für die Freesytle-Skifahrer. Die Gastgeber hoffen neben Großtaten der Eiskunstläufer vor allem auf ihre Eishockey-Nationalmannschaft.
Nach der Präsentation der Teilnehmer zeichnete die russische Odyssee den Weg des Landes hin zur Moderne nach. Der Fortschritt unter Zar Peter dem Großen im 17. Jahrhundert wurde nachgezeichnet, Themen der Show waren auch Leo Tolstojs literarisches Mammutwerk Krieg und Frieden, das von Stars des russischen Balletts nachgespielt wurde, und die Oktoberrevolution, die das Ende des Zarentums markierte. Als Visitenkarte Russlands hatte Ernst die Eröffnungsfeier bezeichnet: Wir wollen unsere Liebe zu diesem Land zeigen und versuchen, dies an die Zuschauer zu vermitteln.
Gigantisches Feuerwerk zum Abschluss
Zum Abschluss der Eröffnungsfeier wurden 22,5 Tonnen Feuerwerkskörper in den sternenklaren Himmel geschossen, außerhalb des Fischt-Stadions ließ er Russland richtig krachen. 511 Millionen Euro soll die Arena, die nach Olympia wohl bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland ohne feste Nutzung sein wird, gekostet haben. Insgesamt wurden beinahe 40 Milliarden Euro in Olympia in Sotschi investiert ebenfalls Rekord.
Die Vorbereitung war begleitet von Diskussionen um die Schädigung der Umwelt, Korruption und die miserable Behandlung der Zehntausenden Arbeiter. Spitzenpolitiker aus aller Welt, darunter auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel, hatten auf einen Besuch in Sotschi verzichtet.
Ebenfalls in Verruf geraten war Russland wegen seiner ablehnenden Haltung und Gesetzgebung zur Homosexualität. Umso bemerkenswerter, dass im Verlauf des einstündigen Aufwärmprogramms vor der eigentlichen Show das russische Pop-Duo t.A.T.u. auftreten durfte: Die beiden Sängerinnen hatten vor gut zehn Jahren auch international große Popularität erlangt, vor allem, weil sie offen ihre vorgebliche lesbische Beziehung zur Schau stellten und sich danach für die Rechte Homosexueller einsetzten.
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